Aktualisiert am 04.03.2022

Blackout Wahrscheinlichkeit: Wenn es plötzlich dunkel wird

Das Blackout, der Totalausfall der Stromversorgung, ist als Bedrohung real – die Konsequenzen fatal. Wie kann ich vorsorgen?

 

Am 12. November 2021 fand in mehreren Bundesländern Österreichs eine groß angelegte Übung statt: Das Verteidigungs-, Innen- und Klimaschutzministerium, Vertreter von Einsatzorganisationen und kritischen Infrastruktureinrichtungen proben dabei für den Ernstfall des sogenannten Strom Blackouts.

Was passiert bei einem Blackout?

Ein Blackout bezeichnet eine längere, großflächige Versorgungskrise des Stroms, kurz gesagt: Es wird plötzlich dunkel und alles steht still. Es kann mehrere Länder gleichzeitig betreffen, die Konsequenzen sind weitreichend. Gemäß der Risikoanalyse der sicherheitspolitischen Jahresvorschau 2020 des österreichischen Bundesheers ist die Blackout Wahrscheinlichkeit innerhalb der nächsten fünf Jahre sehr hoch.

Wie kann ein Blackout entstehen?

Unser Stromnetz streckt sich über ganz Europa und basiert auf einem Gleichgewicht. In der Regel fließt unser Strom mit 50 Hertz durch die Leitungen. Kommt es zu Frequenzstörungen – wenn zum Beispiel kurzfristig mehr Strom entnommen als zugeführt wird – herrscht ein Ungleichgewicht und es kann zum Störfall kommen.Kleine Abweichungen werden von den Betreibern ausgeglichen, große Ungleichgewichte können das Netz zusammenbrechen lassen. Als Extremsituation können bereits Werte von 47,5 bzw. 52 Hertz betrachtet werden, da sich hier die Kraftwerke aus Sicherheitsgründen abschalten. Damit es zu keinem Notzustand wie diesen kommt, greifen die heimischen Energieversorger regelmäßig ein und schalten Kraftwerke hinzu, um kurzfristige Netzengpässe auszugleichen. Diese sorgen für die nötige Netzreserve, damit es nicht zum Stromausfall kommt. Bei größeren Störungen arbeiten die Energieversorger und Netzbetreiber zusammen und bilden regionale Versorgungsinseln. Selbst bei einem kompletten Stromausfall können die sogenannten „schwarzstartfähigen Kraftwerke“ lokal gestartet werden, damit zumindest die kritische Infrastruktur – wie Krankenhäuser – mit Strom versorgt wird.

Doch trotz allem sind wir nicht hundertprozentig sicher. Die Bedrohung ist real und viele Menschen fragen sich: „Wie lange dauert ein Blackout in Europa?“ Klar ist: Je kürzer, desto besser. Schon nach einem Stromausfall von nur 24 Stunden würde es bis zu sieben Tage dauern, um die Grundversorgung wieder zu garantieren. Österreich und die Schweiz würden in diesem Fall in Europa eine wichtige Funktion übernehmen: Denn ausgehend von den Pumpspeicherkraftwerken in den heimischen Alpen wird dann das komplette europäische Übertragungsnetz wieder bespannt.

Wie wahrscheinlich ist ein Blackout?

Die Wahrscheinlichkeit des Katastrophenszenarios ist schwer zu prognostizieren. Das europäische Stromnetz zählt zu den besten und sichersten der ganzen Welt. Dennoch schätzt das österreichische Bundesheer in seinen aktuellen Risikoanalysen die Wahrscheinlichkeit als hoch ein. Da unsere gesamte Lebens- und Arbeitswelt heute von elektronisch betriebenen Geräten abhängt ist, wäre der Schaden enorm.

Dass Österreich bereits haarscharf an einer derartigen Krise vorbeigeschrammt ist, ist mittlerweile hinlänglich bekannt: Am 8. Jänner 2021 kam es beinahe zum Zusammenbruch der Stromversorgung. Aufgrund einer Überlastung im kroatischen Stromnetz führte eine Kettenreaktion zum Energieüberschuss in den südlichen Regionen, der nach Norden hin abgeführt hätte werden sollen. Heimische Schutzmechanismen reagierten sofort: Unsere eigenen Kraftwerke wurden zur Netzstabilisierung eingesetzt, während große Stromverbraucher vom Netz genommen wurden. So sorgte man für eine Stabilisierung des Systems. Für Schwankungen wie diese können viele Faktoren eine Rolle spielen. Erneuerbare Energien sind im Hinblick auf den Klimawandel die beste Lösung und alternativlos, doch in Hinblick auf die Stromausfall Problematik ein Erschwernisfaktor – sind sie doch stark von Umweltbedingungen abhängig: An sonnigen und windigen Tagen wird schlichtweg mehr Strom produziert als an Regentagen. Darüber hinaus kann auch der Bedarf kurzfristig stark schwanken – wie zum Beispiel in extremen Kälteperioden. Ein weltweiter Stromausfall kann auch durch menschliches oder technisches Versagen, terroristische oder kriminelle Aktionen wie Cyberangriffe, Epidemien, Pandemien oder Klimaereignisse ausgelöst werden. All das sind Faktoren, die Ausfallerscheinungen zu einem realen Katastrophenszenario unserer Zeit machen, für das sich sowohl die Energieversorger als auch der Staat und jeder von uns im Privaten rüsten sollten.

Wie bereiten sich Energieversorger und der Staat vor?

Der Ausfall der Stromversorgung kann ganze Regionen, Bundesländer, Staaten oder sogar Kontinente betreffen. Welche Folgen hat ein Blackout? Da sehr viele Dinge unseres öffentlichen und privaten Lebens von der Stromversorgung abhängig sind, kommt es zu einer weitreichenden Krise – angefangen von Ampeln, Aufzügen, Sicherheits- und Zahlungssystemen in Supermärkten sowie elektrische Transportmittel, die nicht mehr funktionieren, über den Zusammenbruch des Telefonnetzes bis hin zum Ausfall des Kühlschranks im Supermarkt sowie im Privatbereich. Auch die Benzin- und Wasserversorgung bei Stromausfall ist ein großes Problem.

Ab der fünften Stunde versiegt der Notstrom und die Mobilfunknetze sind down. All das kann zu Panik und Chaos auf den Straßen mit Unfällen, Verletzten und ernst zu nehmenden Notsituationen an vielen Orten führen. Neben den menschlichen Tragödien wären auch die ökonomischen Konsequenzen massiv: Wäre Österreich einen ganzen Tag lang ohne Strom, würde der wirtschaftliche Schaden Schätzungen zufolge rund 1,2 Milliarden Euro betragen.

Es gilt, vorbereitet zu sein:

Die groß angelegte Übung „Energie 21“, die am 12.11.2021 stattfand, basiert auf der Annahme, dass eine starke Kälteperiode in Europa kurzfristig erhöhten Stromverbrauch auslöst, was die Stromerzeugung einschränkt und einen akuten Strommangel zur Folge hat. In so einem Fall sind gutes Krisenmanagement und die reibungslose Zusammenarbeit von Energieversorgern, Behörden und Einsatzorganisationen gefragt. Dabei hat oberste Priorität, dass es nicht zu einem kompletten Blackout, also dem Totalzusammenbruch des Stromnetzes kommt. Bei der Stabsübung wurden Ernstfälle wie zum Beispiel eine Taubergung per Hubschrauber an der Tiroler Patscherkofelbahn geübt, für den Fall, dass Passagiere aus Gondeln abgeseilt werden müssen. Auch der Aufbau eines Ersatzgestänges mit Unterstützung eines Blackhawk-Hubschraubers zur Wiederherstellung der Stromversorgung war Teil der Übung.

Was tun bei einem Stromausfall Blackout?

Die Frage „Was braucht man bei einem Blackout?“ muss vielschichtig beantwortet werden. Zuallererst benötigt man „gute Nerven“. Denn es gilt im Krisenfall vor allem, Ruhe zu bewahren. Man sollte keine übereilten Ortswechsel durchführen und sich an den Empfehlungen der Krisenstäbe orientieren. Egal ob zuhause oder im Büro – man sollte zu allererst sämtliche elektrischen Geräte sowie den Sicherungskasten ausschalten, um eine weitere Überlastung des Netzes beim Wiederaufbau zu verhindern. Die Systeme des öffentlichen Rundfunks sind imstande, uns im Notsendebetrieb mehrere Tage lang mit den wichtigsten Informationen zu versorgen. Es wird empfohlen, ein Autoradio zu nutzen, um sich zu informieren.

Eigenvorsorge ist im Hinblick auf dieses Katastrophenszenario ein wichtiger Faktor. Was sollte man bei einem Blackout zuhause haben? Am wichtigsten sind Vorräte wie Lebensmittel und Getränke (ggf. auch für Haustiere), Wasser für Körperhygiene und Hygieneprodukte (Zahnpasta, Seife, Toilettenpapier etc.), Ersatzbeleuchtungen (Kerzen, Feuerzeuge, Zünder, Taschenlampen, Batterien), Ersatzkochgelegenheit (z.B. mit Brennpaste), Medikamente, Bargeld sowie Notversorgungsanlagen (z.B. Notstromaggregate) falls Menschen mit Erkrankungen oder Tiere Energie benötigen. Für die detaillierte Zusammenstellung der Vorräte bietet der österreichische Zivilschutzverband eine eigene Checkliste Stromausfall an.

Fazit: Vorsorge ist besser als Panik

Wer während des ersten Lockdowns der Corona-Pandemie vor leeren Supermarktregalen gestanden ist, weiß: Vorsorge ist besser als panisches Reagieren mit Hamsterkäufen und Co. Wie schützt man sich also vor einem Blackout? Um für die erste Zeit abgesichert zu sein, sollte jeder Mensch zumindest für zwei Wochen lang eine Notfallausrüstung für den Stromausfall, also Vorräte an Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten, zuhause haben. Die heimischen Supermärkte haben den Bedarf erkannt und bieten mittlerweile vermehrt Konservendosen, Benzin-Stromerzeuger, LED-Taschenlampen, tragbare Radios und Batterien insbesondere für die Stromausfall Vorsorge an.

Wichtig ist allerdings auch, derartige Katastrophenszenarios nicht unser alltägliches Leben beeinträchtigen zu lassen. Wer vorgesorgt hat, kann sein Leben weiterhin frei von Angst und Sorge leben und die Vorteile der Elektrizität und Digitalisierung nutzen. Denn echte Survival-Experten wissen: Menschen können drei Wochen ohne Nahrung, drei Tage ohne Wasser, drei Minuten ohne Sauerstoff, aber nur drei Sekunden ohne Hoffnung überleben!

 


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